Ein wertvolles Stück Gold aus der Söller Schatztruhe

Siegfried Goldberger ist nicht nur einer der begabtesten Künstler Tirols, er ist ein Urgestein und eine Rarität, welche man in der heutigen Zeit wie einen Schatz suchen muss.

Seine Spezialgebiete sind Ansichten in Öl, Aquarell, Federzeichnungen oder Radierungen. Seine Motive, mit äußerster Genauigkeit ausgeführt, vereinen sich für den Betrachter zu einer Art Traumwelt. Aus ungewöhnlichen Blickwinkeln schafft er räumliche und zeitliche Distanz, fängt Licht, Luft und Ferne bekannter und unbekannter Welten ein und vermittelt Gefühle von Einsamkeit und erhabener Schönheit.

Seit vielen Jahren arbeitet „Sigi“ auch für das Söller Hexenwasser. Pläne, Übersichten, Wandgestaltungen und grafische Elemente entstehen aus seiner Hand. Zuletzt hat er die Ansichten für das aufwendig gestaltete Intro der neuen Hexenwasser Homepage gemalt. Seine Bilder streuen sich rund um den Wilden Kaiser und fast jeder Besucher von Söll kennt mindestens einen „Goldberger“.

In einem Interview möchte ich herausfinden, wer der Mann hinter den unverwechselbaren Kunstwerken ist?

Knarrend, wie der Deckel einer alten Schatzkiste, öffnet sich die Tür zu Siegi Goldbergers urigen, verruchten Atelier im Herzen von Söll. In diesem Raum ist die Zeit stehengeblieben und alles ist Kunst. Der Geruch, die Stimmung – die Einrichtung.

Sigi begrüßt mich aufmerksam und herzlich zu unserem ersten Plausch. Eigentlich wollte ich mit dem in Salzburg geborenen Söller heute direkt ein Interview machen. Stattdessen reden wir erstmal über Gott und die Welt und schauen uns seine zahlreichen Bilder an, die sich wie ein Ensemble um ihn herum aufreihen. Unser Interview verschieben wir auf einen späteren Termin.

Eins wird mir jetzt schon klar. Sigi trägt seinen Namen Goldberger nicht zu unrecht. Wäre er ein Wertstoff, wäre er ganz sicher Gold. Er ist nicht so durchschaubar wie Glas, nicht so zerbrechlich wie Keramik, nicht so einfach zu bearbeiten wie Holz, aber auch nicht so hart wie Stahl. Er glänzt, man kann ihn nicht so leicht verbiegen, jemand wie er ist zu einer Seltenheit geworden und in seiner scheinbaren Unvergänglichkeit sehr wertvoll.

Warum das so ist möchte, ich heute verraten, nachdem mir Sigi bei unserem heutigen Treffen fast eine Stunde über sich erzählt hat.

 

Sigi, wie bist du Künstler geworden? Bekommt man dieses Talent in die Wiege gelegt?

Mein Vater hat vielleicht ein Stückweit sein Talent zum Handwerken und Zeichnen an mich vererbt. Er konnte das ziemlich gut, aber beigebracht hat er mir das Zeichnen eigentlich nicht. Mit dem Malen angefangen habe ich bei meiner Großmutter auf der Rinneralm. Ich habe eine sehr große Verwandtschaft. Meine Großmutter hatte ca. 20 Geschwister.

Ich selber habe zwar nur 2 Geschwister, aber ich war als Kind ein ziemlicher Lausbua. Deshalb haben mich meine Eltern oft mal hoch zur Oma auf die Alm geschickt. Da oben gab es nicht so viel. Mir war oft „fad“ so habe ich mir die Zeichenblöcke genommen und viel gemalt.

Zum Glück unterstützte meine Familie meine wachsende Leidenschaft zur Kunst, und ich durfte später in meiner Geburtsstadt Salzburg das musische Gymnasium besuchen. Die dafür nötigen Geigenstunden waren zwar für mich der reinste Horror, da ich nicht gerade musikalisch bin, aber sie waren die Eintrittskarte für meinen Bildungsweg. Das historische Salzburg faszinierte mich außerdem sehr und meine Hingezogenheit zu allem Altem wurde immer stärker.

Du arbeitest mittlerweile nicht nur als freischaffender Künstler, sondern unterrichtest auch technisches Werken an einer Wiener Privatschule. Wie kam es dazu?

Nach der Schulzeit arbeitete ich erstmal als Zimmerer und LKW Chauffeur in meiner Heimat. Meinen ersten „künstlerischen Auftrag“ bekam ich 1980 durch das Höfe-Museum in Salzburg / Großgmein. Da ich aber schnell merkte, wie schwierig es als freischaffender Künstler war in unserer Region Aufträge zu ergattern, packte ich 1987 eine Mappe ein und fuhr nach Wien. Ich hatte Glück und bekam die Chance in der Bewegung des „Phantastischen Realismus“ unter Professor Rudolf Hausner zu studieren und meinen Magister zu machen. Zu dieser Zeit wurde noch viel über die Effekte, Farbchemie, und das Mischen von Farben gelehrt. Ich musste z.B. jeden Muskel und Knochen unseres Körpers lernen und zeichnen. Teilweise war es auch sehr handwerklich ausgelegt. Ich finde das wichtig und gut, wenn man sein Handwerk wirklich versteht. Gegenständliche Malerei (die Wirklichkeit: also Personen, Landschaften oder Objekte entsprechend unserer sinnlichen Wahrnehmung darstellt) wird heute nämlich kaum noch unterrichtet.

Mein zweites Standbein „Handwerk“ wurde dann auch tatsächlich zu meinem Beruf. Eigentlich bin ich nur als Aushilfslehrer für technisches Werken in Wien eingesprungen. Ich hatte ja auch nie Lehramt studiert. Aber bis ich nächstes Jahr in Pension gehen werde, werde ich nun Lehrer bleiben. Es hat mir immer Spaß gemacht, und ich hatte trotzdem die Möglichkeit parallel viel zu malen.

 

Deine Werke sind überall in der Region zu finden. Kannst du sagen wie viele Bilder du in deinem Leben gemalt hast? Gibt es persönliche Lieblingswerke?

Wie viele Bilder ich in meinem Leben gemalt habe kann ich leider überhaupt nicht sagen. Ich führe weder ein Protokoll, darüber noch sammele ich meine Skizzen in einem Buch oder gar digital. Ich bin da etwas chaotisch. Wenn ich unterwegs bin und irgendetwas sehe oder einen Einfall habe, dann zeichne ich es irgendwo auf eine Serviette oder einen Schmierzettel. Vielleicht ist es etwas nachlässig und manchmal ärgert es mich auch…z.B. wenn mir einfällt, „das habe ich doch schon mal irgendwann gemalt. Aber ich habe keine Ahnung wer das Bild hat“. Manchmal ist es auch lustig, wenn ich plötzlich auf ein Bild stoße an das ich mich gar nicht mehr erinnert habe.

An einige Lieblingsbilder erinnere ich mich schon noch gut. Aber keines davon ist in meinem Besitz. Da gab es eine Federzeichnung, die ich vom „Enzinger Bichl“ in Salzburg aus von einer gotischen Kirche im Umbau gemacht habe. Es wurde extra eine Rampe dafür gebaut. Dieser Blick war so schön vergänglich. Dann fällt mir noch ein quadratisches Bild vom Eiberg auf die Hohe Salve ein. Das war ist auch etwas ganz Besonderes. Ich glaube ich weiß sogar wo es hängt. Es hat jemand aus der Region gekauft.

Allgemein male ich immer wieder gerne eine Art Phantasie Labyrinth in meinen Bildern. Das hat sich als eine Art Markenzeichen entwickelt. Manchmal vergleiche ich sie mit Troja Burgen oder mit Wirbeln und fließendem Wasser. Jemand anders sagte einmal sie erinnern ihn an Gehirnwindungen. Dazu kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.

 

Sigi du hast keine E-Mail-Adresse und kein Smartphone? Kann man als berufstätiger Mann so heute überhaupt noch überleben?

Ja auf jeden Fall. Ich lebe ganz gut damit. Ich kann mit diesem Zeug einfach nichts anfangen. Manchmal ist mir die digitale Entwicklung regelrecht unheimlich. Da ist so eine Eigendynamik drin und mir kommt es so vor, als wenn die Leute die mittendrin stecken, selber oft gar nicht mehr verstehen was sie tun. Die Technik entwickelt teilweise schon eine selbständige Intelligenz. Das ist mir nicht geheuer.  Ich fahre zum Beispiel auch ein sehr altes Auto bei dem ich noch die Technik verstehe und selber etwas schrauben kann. Das ist mir viel lieber als wenn ich der neuen Technik ausgeliefert bin.

Meine Schüler kommunizieren ja teilweise nur noch über das Handy. Ich habe keine Ahnung was im Internet alles über mich im Umlauf ist. Aber es stört mich auch nicht. Ich finde es schön, wenn die Leute mich anrufen oder noch besser direkt mit mir sprechen.

Du arbeitest auch viele Jahre für das Hexenwasser wie kam es dazu und wie hast du das Hexenwasser als Einheimischer all die Jahre erlebt?

Ich habe den Vorstandsvorsitzenden Markus Henkell auf der Hohen Salve getroffen. Wir sind ins Gespräch über meine Bilder gekommen. Etwas später bekam ich den Auftrag ein Bild von der Hohen Salve für die Decke vom Hexentopf zu malen. So fing unsere nun schon viele Jahre andauernde Zusammenarbeit an.

Ich habe das Hexenwasser immer als etwas sehr Positives empfunden, weil es im Einklang mit der Natur gewachsen ist. Mir gefallen die verarbeiteten Materialien Holz, Stein und Eisen. Die ganzen Kunststoff Sachen bei ähnlichen Projekten stören mich einfach. Außerdem hat sich all die Jahre immer etwas bewegt. Das ist wichtig. Meine Enkel lieben es da oben.

Es ist märchenhaft und mystisch und es werden wahre Geschichten erzählt. Das macht den Unterschied. Die Hexen waren ja wirklich da oben bei der Saukoglalm unterwegs. Zumindest wussten das die alten Söller. Schön, dass solche Geschichten am Leben erhalten werden. Das ist Gold wert.

Danke lieber Sigi. Genau wie du! Wir hoffen noch lange mit dir zusammenarbeiten zu können.

 

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