Äquinoktium

Heute ist nicht nur ein ganz besonderer Tag, sondern auch eine ganz besondere Nacht. Ein Phänomen was es nur 2 Mal im Jahr gibt. In der Fachsprache nennt man es Äquinoktium, besser verständlich als Tag- und Nachtgleiche. So wurde einst am Herbstbeginn das Erntedankfest gefeiert. Das Fest, an dem den Feld- und Fruchtbarkeits-Göttern mit Opfergaben gedankt wurde, aber auch der Tag, an dem die Schwelle zur dunklen Jahreszeit überschritten wird. Das gleiche Phänomen gibt es einmal im Frühjahr. Aus astronomischer Sicht markieren die beiden Tage jeweils den Zeitpunkt, an welchem die Sonne der Erd-Äquator von Süden nach Norden (März) oder von Norden nach Süden (September) überquert. Und da die Sonne dann eine gewisse Zeit genau senkrecht über dem Erd-Äquator steht, halten sich Tag und Nacht die Waage. Wenn die Sonne sich der nördlichen Erdhalbkugel zu- und der Südhalbkugel abwendet, beginnt bei uns das Frühjahr. Umgekehrt wird es in unseren Breitengraden Herbst, wenn sich die Sonne gen Südhalbkugel richtet.
Der Schatten macht heute keine Kurve im Tagesverlauf, sondern eine gerade Linie. Diese Linien sind auf unseren Sonnenuhren auf der Hohen Salve markiert. Der Sonnenuhrenweg ist den ganzen Sommer frei zugänglich. Er birgt zwei tiefe Geheimnisse der Hexen. Die Zeit geht nicht, die Zeit kommt nicht, die Zeit ist jetzt! Für diese Sichtweise braucht es einen Schattenstab, der uns zeigt, was am Himmel geschieht. Die Sonne hat ihren Rhythmus im Tages- und im Jahreslauf. Sonne, Mond und Sterne bewegen sich auf kurvigen Bahnen. Wiederkehrend, verlässlich, beständig. Es gibt Momente der höchsten Erdnähe und Momente der Ferne. „Wie im Himmel also auch auf Erden…“
Alles Leben auf der Erde steht im Zusammenspiel mit dem himmlischen Geschehen. Nur das kann man nicht zählen, messen, wägen, digitalisieren… deshalb taucht es in unseren Lehrbüchern und in den normalen Wissenschaften nicht auf. Deshalb hat man die Hexen auch für verrückt erklärt und ihr Wissen zu verbannen versucht.
Von Station zu Station auf dem Sonnenuhrenweg taucht ihr ein in die Sichtweisen der Hexen.
Und dann kommt ihr zur Windharfe:

„Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang,
Und ihre vorgeschriebne Reise
Vollendet sie mit Donnergang.
Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke,
Wenn keiner sie ergründen mag;
Die unbegreiflich hohen Werke
Sind herrlich wie am ersten Tag.“
Goethe, Faust I, Prolog im Himmel.

Der Name „Salve“ kommt übrigens vom lateinischen Gruß „sei gesund“ bzw. „seid gesund“.

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